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Es gibt Menschen die sich für alles Mögliche entschuldigen, unabhängig davon ob es passend ist oder nicht. Ich war auch mal so. Es gibt Momente, in denen Du einfach mal unsicher bist. Z.B. ob dem „Anderen“ gefällt, was Du machst. Da kann die Angewohnheit entstehen eine potentielle Beschwerde oder Kritik gleich mal vorwegzunehmen.

Ich sagte leider Dinge wie: „Tut mir Leid, dass ich so komisch rede.“ „Entschuldigung, aber ich bin Niederländerin.“ Was passiert in solch einem Moment? Wir machen uns klein. Und: Wir machen noch mehr auf Unzulänglichkeiten aufmerksam. Die allgemeine Reaktion war meistens allerdings: „Das ist doch nicht schlimm.“ oder „Das fällt gar nicht auf.“

Seit mir bewusst geworden ist, dass das stimmt, habe ich mich intensiv damit auseinander gesetzt. Inzwischen habe ich den Dreh raus und kann Dir zeigen, wie man mit solchen Unsicherheiten besser umgeht. Hier folgen ein paar praktische Tipps für Dich bezüglich unnötiger Entschuldigungen.

Zuallererst möchte ich klarstellen, dass es natürlich Situationen oder „Taten“ gibt wofür man um Entschuldigung bitten sollte. Also prüfe selbstkritisch, ob Du z.B. jemanden verletzt oder in eine unangenehme Situation gebracht hast und dann: Entschuldige Dich am besten sofort. Das ist aufrichtig, hat einen Zeitbezug und macht dem anderen klar, dass er es mit einem gut selbstreflektierenden Menschen zu tun hat.

Fehler zu rechtfertigen mit Glaubenssätzen und Ausreden wie „Ich bin immer so, ich kann nichts dafür“, „Sorry, der Wecker hat nicht geklingelt“ oder „Tut mir leid, aber ich wurde von xy aufgehalten, der mir unbedingt dies und jenes erzählen wollte“ sind hingegen nicht hilfreich. Zugeben zu können, dass Du einen Fehler gemacht hast, ist sehr wertvoll. Es zeugt von einem starken Charakter.

Es geht darum zu vermeiden, dass Du Dich klein machst. Bei Unsicherheit neigen Menschen dazu in eine Entschuldigungshaltung zu verfallen um potentielle Angriffe vorwegzunehmen. Nur ist es überhaupt nicht effektiv Dich zu entschuldigen um Kritik zu vermeiden. In Wirklichkeit passiert genau das Gegenteil.

In einem Bewerbungsgespräch erwähnte ich mal: „Entschuldigung, mein Deutsch ist leider noch nicht fehlerfrei.“ Mir hallt es immer noch in den Ohren wie mir gesagt wurde: „So wie Sie Deutsch reden, werden Sie hier nie als Moderatorin arbeiten können.“

ENTSCHULDIGUNG?!

Der Fokus des Gegenübers wird auf genau das gelenkt, wofür Du Dich entschuldigst und macht es noch präsenter. Du machst Dich eben angreifbarer. Die Lösung ist nicht mal so schwierig. Du kannst Deine Entschuldigung wahrhaftig durch positives ersetzen.

Hier ein paar Beispiele:

Eine Tante: „Entschuldigung, bei der Hitze konnte ich keine Sahne schlagen. Schmeckt denn der Erdbeerkuchen?“ Du versuchst vergebens 1000 Mal zu bestätigen wie toll der Kuchen schmeckt. Sie lässt Dich unglaubwürdig da sitzen. Oder Du denkst jetzt „Hmm, mit Sahne wäre eigentlich besser.“ Ohne die Entschuldigung wärest Du nicht drauf gekommen. Stattdessen also besser: „Ich habe leckeren Erdbeerkuchen gemacht. Lass es Dir schmecken“.

„Entschuldigung, dass ich jetzt erst antworte, aber ich hatte sooooo viel zu tun.“ Du hast bestimmt immer viel zu tun. Der Empfänger aber auch. Die unterschwellige Botschaft: Das Anliegen ist Dir nicht wichtig genug. Hatte derjenige sich bisher auf Deine Nachricht gefreut, fällt jetzt das Warten negativ auf. Reagiere lieber mit: „Danke, dass Du nachfragst. Die Antwort lautet …“ oder „Ich gebe Dir in zwei Tagen Bescheid“ (dann solltest Du es aber auch wirklich tun 😉).

„Verzeihen Sie die Störung, können Sie mir sagen wo die nächste Apotheke ist?“ Du brauchst Deinem Gegenüber keine ablehnenden Gedanken zu unterstellen. Er oder sie freut sich vielleicht über die freundliche Ansprache bis Du ihn oder sie auf die Idee bringst, dass es eine Störung sein könnte. Lieber: „Guten Tag, können Sie mir kurz sagen wo die nächste Apotheke ist?“ Und dann natürlich: „Herzlichen Dank!“ Mit einem Dankeschön kann der oder die Angesprochene mehr anfangen als mit einer Entschuldigung.

Dankeschön kannst Du auch gut einsetzen bei Hinweisen auf Fehler. Wenn Dir mitgeteilt wird: „Die Ergebnisse sind noch nicht vollständig.“ Nicht: „Oh, Entschuldigung, da muss ich einen Fehler gemacht haben.“ Sondern: „Danke, dass Sie das sagen. Ich werde es gleich ergänzen.“

Was passiert, ist stets fast dasselbe, doch wie Du davonkommst ist ein ganz anderes Gefühl. Für alle Parteien. Der Prozess, sich überflüssige Entschuldigung abzugewöhnen, braucht wahrscheinlich etwas Zeit. Es fängt an, indem Du Dir bewusst machst, wenn Du dich unnötig entschuldigst. Jetzt weißt Du, was Du tun kannst um selbstsicherer zu sein.

Früher habe ich mich klein machen lassen. „So wie sie Deutsch reden können Sie hier nie arbeiten.“ Heute würde ich sagen: „So wie sie mit mir reden habe ich keine Interesse hier zu arbeiten.“ Natürlich vermeide ein Verhalten, dass eine Entschuldigung wiederum notwendig macht.

Fazit:

1. Prüfe: Ist die Entschuldigung jetzt wirklich notwendig oder mach ich mich damit nur klein?

2. Eine Entschuldigung für nicht erfüllte Erwartungen, die Du an Dich selbst gestellt hast ist durchaus völlig unnötig.

3. Beleuchte nicht das Negative, sondern das Positive – Für eine selbstsichere Wirkung!

Probiere es aus und … veel succes!