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An einem Freitag, den 13. habe ich das letzte Mal persönlich Menschen getroffen. Heute ist schon wieder der 81. März 2020 und ich frage mich wie lange wir uns noch gegenseitig voneinander fern halten sollen.

In der Kindheit wurde mir immer eingeprägt: Bei jeder Begegnung, egal ob Tante oder Onkel überhaupt nett war: „Eerst netjes groeten“ ‚Zuerst anständig grüßen‘. Zumindest „Handje geven“ musste drin sein. Wobei ich mich, wenn Besuch da war, mir immer vorgekommen bin als ob ich ‚Pfötchen geben‘ musste anstatt Hände zu schütteln.
In den Niederlanden begrüßt man sich normalerweise mit drei Küsschen. Der Kopf deutet nach rechts, links, rechts. Wenn Dein Gegenüber die falsche Wange hinhält, versehentlich oder aus Quatsch, dann trifft man sich halt in die Mitte.
In Deutschland habe ich die freundliche Umarmung kennengelernt. Ein Mal die etwas distanzierte Variante mit angedeutetem rechten Arm oben, den linken unten, schräg geöffnet und so auf einander zugehend. Und dann gibt es noch meinen Favoriten: Die wunderbare Version, bei der man sich richtig festhält. Nicht sofort wieder loslässt, sondern eine Weile die Präsenz des anderen spürt und den Gefühlsaustausch in sich aufnimmt.

Es ist bewiesen, dass wir bei angenehmem Körperkontakt das Hormon Oxytocin ausschütten. Das wirkt beruhigend und senkt unseren Stresslevel. Gerade in Krisenzeiten könnte man das eigentlich gut gebrauchen.
Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn Alltagsberührungen ganz wegfallen? Nicht mal ein Handschlag zur Begrüßung. Bevor wir durch Social Distancing komplett unsere soziale Kompetenzen verlieren, rufe ich zur Aktion auf:

  1. Mensch, ärgere Dich nicht zu viel. Besorge Dir selbst positive Gefühle, sogar auch wenn es Dir nicht danach ist. Wenn Du Dich dabei erwischst die Miene zu verziehen, dann mache bitte Folgendes: Nicht runzeln, lieber schmunzeln!
  2. Auch wenn man sich auf der Straße aus dem Weg geht, heißt es nicht, dass man sich komplett ignorieren muss. Es gilt keine Blickkontaktsperre. Schaue aufgeschlossen über den Mundnasenschutzmaskenrand hinaus. Und sonst: Lächle oder bringe zumindest ein freundliches Nicken auf.
  3. Macht einen Spaß draus, unter Beachtung der Abstandsregeln, bei Begegnungen Euch kreativ zu begrüßen. Es gibt verschiedene Arten zu winken, mache eine coole (Dis-)Tanzbewegung oder Du kannst auch mal ausprobieren mit Deinen Freunden Fratzen zu ziehen.

Ich freue mich schon sehnsüchtig darauf wieder meine Familie, Freunde und Bekannte, und was soll’s von mir aus sogar nette Fremde, ohne Bedenken in den Arm nehmen zu können. Bis es so weit ist, machen wir doch bitte das Beste raus.
Bis dahin sende ich Dir aus der Ferne meine/n virtuelle/n Knuffel, Abraço, Umarmung, Hug

Deine Mylgia